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Kommunalwahlen Leißlinger Bürgermeister tritt nicht mehr an

Nach mehr als zwei Jahrzehnten hört Bernd Ringmayer im Sommer auf. Warum er diesen Schritt geht und wie er auf seine Amtszeit zurückblickt.

Von Andreas Richter 11.04.2024, 18:00
Der Leißlinger Ortsbürgermeister Bernd Ringmayer hört auf.
Der Leißlinger Ortsbürgermeister Bernd Ringmayer hört auf. Foto: Andreas Richter

Leißling/MZ. - Nein, ein gebürtiger Leißlinger ist er nicht. Bernd Ringmayer ist ein „Angeschwemmter“, wie Alteingesessene bisweilen im Dorf am Saaleufer die Zugezogenen nennen. Mittlerweile lebt der heute 73-Jährige allerdings seit mehr als vier Jahrzehnten im Ort. Mehr als die Hälfte dieser Zeit ist er Bürgermeister. Doch nun ist Schluss. Bei den Kommunalwahlen im Juni tritt Ringmayer nicht mehr an.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um einen Schlussstrich zu ziehen“, findet der Leißlinger, der in Granschütz aufgewachsen ist. Seine Geschichte als Bürgermeister des 1.500-Einwohner-Ortes fängt vor 2001 im Bauausschuss des Gemeinderates an. Dort sitzt Architekt Ringmayer als Berater, erhält so auch Einblicke in die Entwicklung des Ortes, der zu dieser Zeit Mitglied des Verwaltungsgemeinschaft „Vier Berge“ ist. 2001 kandidiert er auf der Liste der CDU und wird zum Leißlinger Bürgermeister gewählt.

Bürger gegen Eingemeindung

„Wir waren in dieser Zeit finanziell gut aufgestellt, wir hatten im Rat Ideen und konnten viele davon auch umsetzen“, blickt Ringmayer zurück. Das Einkaufszentrum „Schöne Aussicht“ und der Leisslinger Mineralbrunnen zahlen ordentlich Gewerbesteuer. Das Dorf kann Straßen sanieren, einen neuen Sportplatz errichten und das Waldbad als Veranstaltungszentrum für die Gemeinde ausbauen. Als Leißling 2010 per Gesetz nach Weißenfels eingemeindet werden soll, sprechen sich bei einer Bürgerbefragung 97 Prozent dagegen aus. Doch dieses eindeutige Votum kann die Zwangseingemeindung ebenso wenig verhindern wie eine Beschwerde beim Landesverfassungsgericht.

Trotz der eher unerwünschten Umstände wirft Ringmayer nicht hin. Er sieht die neuen Zwänge, die sich allein daraus ergeben, dass der Ort keinen eigenen Haushalt mehr hat. Er sagt aber auch: „Wir haben immer versucht, so viel wie möglich für Leißling herauszuholen.“ Ortschaften und Stadt müssen sich immer wieder zusammenraufen. Dabei muss Ringmayer erfahren: „Eine große Verwaltung ist nicht immer förderlich, wenn es um dörfliche Angelegenheiten geht.“ Ringmayer ist jedoch keiner, der öffentlich auf Krawall macht, immer versucht er auch Verständnis für die Situation in der „großen Stadt“ aufzubringen. Typisch für ihn in all den Jahren: Probleme versucht er eher geräuschlos hinter den Kulissen zu klären.

Wenn nötig, setzen sie in Leißling aber auch ein klares Zeichen. Jüngstes Beispiel: Den Haushalt 2024 der Stadt Weißenfels hat der Leißlinger Ortschaftsrat abgelehnt. Der Grund: Seit Jahren kämpft der Ort um den Ausbau der Schönburger Straße, doch auch in diesem Jahr ist dafür kein Geld eingeplant.

Weiter in Vereinen aktiv

Einen der wohl größten Momente seiner Amtszeit erleben Ringmayer und alle Leißlinger am 3. Dezember 2016. An jenem Wintertag geht ein lange gehegter Traum in Erfüllung: Die Saalebrücke für Fußgänger und Radfahrer zwischen Leißling und Uichteritz wird freigegeben.

Wenn sich der Inhaber eines Architekturbüros nun Ende Juni als Ortsbürgermeister mit durchaus zwiespältigen Gefühlen zurückzieht, dann heißt das nicht, dass er aus dem Dorfleben verschwinden wird. „Ich werde weiter ehrenamtlich aktiv sein“, kündigt Ringmayer an. Froh ist er, dass es in den vergangenen Jahren trotz aller Nachwuchssorgen gelungen ist, das Vereinsleben im Ort lebendig zu halten. Ringmayer selbst ist Mitglied in drei der sechs aktiven Leißlinger Vereine. So auch im 300 Mitglieder starken Heimatverein, der sich um das alljährliche Eierbetteln, das überregionale Aushängeschild des Saaledorfs, kümmert.

Künftig, so hofft der scheidende Ortsbürgermeister, bleibt mehr Zeit für Privates. Für seine Frau, mit der er zwei Kinder hat, heute 46 und 50 Jahre alt. Und für die fünf Enkel, zwischen zwölf und 19 Jahre alt. Ein bisschen mehr heimwerken will er auch. Und öfter als bisher die Zeit genießen im idyllischen Saaleort, in den er einst „angeschwemmt“ wurde.