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Musikfestival „Unerhörtes Mitteldeutschland“ Der Klang des Sommers

Im Juni findet der Konzertreigen „Unerhörtes Mitteldeutschland“ in Sachsen-Anhalt statt. Veranstaltet vom Verein Straße der Musik, der auch nach historischen Komponisten forscht.

Von Kai Agthe 09.05.2024, 17:00
Flötistin Franziska Leonhardt (links) und Harfenistin Carmen Alcántara Fernández sind als Duo Euterpe am 23. Juni in Ermlitz zu erleben.
Flötistin Franziska Leonhardt (links) und Harfenistin Carmen Alcántara Fernández sind als Duo Euterpe am 23. Juni in Ermlitz zu erleben. (Foto: Vitapictures)

Halle/MZ. - Klein, aber fein. Damit ist das Musikfest „Unerhörtes Mitteldeutschland“ wohl am treffendsten umschrieben, in dessen Rahmen vom 14. bis 23. Juni sechs Konzerte zu erleben sind, fünf in Sachsen-Anhalt und eines in Sachsen. Sie werden vor allem an Orten ausgetragen, an denen eher selten Klassik zu hören ist. Wie etwa in Hausneindorf (Landkreis Harz). In dem zwischen Aschersleben und Quedlinburg gelegenen Ort findet am 14. Juni das Eröffnungskonzert des diesjährigen Musikfests statt. Unter dem Titel „Unerhörte Schätze für Bariton und Orgel – Durch Nacht zum Licht“ interpretieren Organistin Anna-Victoria Baltrusch und Bariton Christopher Jung in der Hausneindorfer Petrikirche unter anderem Werke von Franz Schubert, Carl Reinecke und Reinhard Keiser.

Musikkulturelle Erbepflege

Veranstaltet wird das alljährliche Festival ehrenamtlich – vom Verein Straße der Musik, der sich auf Förderer wie Lotto Sachsen-Anhalt und die Saalesparkasse, die Stadt Halle und den Burgenlandkreis verlassen kann. Der Verein war im Jahr 2009 in Halle mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, einen Beitrag „zur Entdeckung und weltweiten Verbreitung des musikkulturellen Erbes in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu leisten“, wie Daniel Schad, der Vorsitzende des Vereins Straße der Musik, sagt.

So konnte man in den 15 Jahren seit der Vereinsgründung bislang 2.755 historische Komponistinnen und Komponisten an 650 Orten sowie zahlreiche Instrumentenbauer ermitteln. Allein diese knappen Zahlen belegen, dass „Mitteldeutschland ein weltweit einzigartiges Zentrum der Musikgeschichte ist“. In keiner vergleichbaren Region sei der musikalische Reichtum derart groß. Und so präsentiert sich laut Verein die Rangliste: „Leipzig ist das Zentrum mit 1.171 historischen Komponisten, gefolgt von Dresden mit 686, Weimar mit 317, Halle mit 190 und Magdeburg mit 177.“

Reinhard Keiser wird geehrt

Es ist aber auch beachtlich, was kleinere Städte im mitteldeutschen Raum an historischen Tonsetzern aufzuweisen haben: 94 Komponisten sind etwa in der Lutherstadt Wittenberg nachweisbar, 52 in Weißenfels, 30 in Halberstadt und immerhin 17 in Stendal.

Diese aufwendige Recherche ist indes nur ein erster, wichtiger Schritt, denn der „musikalische Reichtum Mitteldeutschlands ist in seiner Gesamtheit noch wenig erforscht“, wie Daniel Schad im Programmheft zum aktuellen Musikfest „Unerhörtes Mitteldeutschland“ feststellt. Dieser länderübergreifende Konzertreigen findet seit 2011 statt. In den vergangenen Jahren erklangen hier Werke von mehr als 400 verschiedenen Komponistinnen und Komponisten, die mit den drei Bundesländern in Verbindung stehen.

Ein Fokus liegt in diesem Jahr auf Reinhard Keiser, dessen 350. Geburtstag zu feiern ist. Am 19. Juni wird in Keisers Geburtsort Teuchern (Burgenlandkreis) mit einem Festkonzert in der Stadtkirche St. Georg an den Komponisten erinnert. Susanne Ehrhardt (Blockflöte), Lennart Pries (Barockvioline) und Sergej Tcherepanov (Cembalo) spielen unter anderem ein Flöten-Konzert, zwei Triosonaten und ein Potpourri aus den Zwischenmusiken von Keisers Opern. Ferner erklingt eine Sonate von Georg Friedrich Händel und eine Suite von Georg Philipp Telemann. Das ist eine doppelte Hommage an Keiser: Denn der junge Händel war unter dessen Leitung Musiker im Hamburger Opernorchester. Telemann wiederum war als städtischer Musikdirektor zeitgleich mit Keiser in Hamburg tätig. Telemann schätzte den Kollegen sehr, so dass er ihm in einem poetischen Nachruf attestierte, „der größte Geist zu seiner Zeit gewesen“ zu sein.

Carl Reinecke zu Ehren

Einer schönen Tradition folgend, wird in jedem Jahr ein Schirmherr benannt. 2024 ist es der Musiker Stefan Schönknecht, dessen Ururgroßvater Carl Reinecke war. An dessen 200. Geburtstag wird in der Reihe ebenfalls erinnert. So etwa mit dem Konzert „Unerhört romantische Klaviertrios“, das am 16. Juni im Händelhaus Halle stattfindet. Thomas Panhofer (Violine), Christian Hunger (Violoncello) und Dirk Fischbeck (Klavier) lassen neben Reineckes Trio Nr. 1 D-Dur auch Carl Loewes Grand Trio in g-Moll erklingen.

Ebenfalls Carl Reinecke im Programm hat das Duo Euterpe, das zum Finale am 23. Juni auf dem Kulturgut Ermlitz bei Schkopau zu erleben ist. Franziska Leonhardt (Flöte) und Carmen Alcántara Fernández (Harfe) präsentieren in ihrem Programm auch Werke von Carl Heinrich Graun, Carl Maria von Weber und Max Reger.Das Programm und Tickets unter: www.strassedermusik.de