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Homo-Ehe im Kreis Homo-Ehe im Kreis: Erstes gleichgeschlechtliches Paar gibt sich das Jawort

Von Detlef Liedmann 11.10.2017, 09:44
Seit Dienstag glücklich verheiratet: C und C Krause.
Seit Dienstag glücklich verheiratet: C und C Krause. Detlef Liedmann

Eisleben - Kein Anzug, keine geschmückte Limousine, kein Aufsehen. Dennoch war der 10. Oktober für die beiden Männer, 32 und 22 Jahre alt, ein ganz besonderer Tag. Im Eisleber Rathaus schlossen sie den Bund der Ehe. C und C Krause, so möchten sie genannt werden, sind so das erste gleichgeschlechtliche Ehepaar im Landkreis, nachdem die vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetzesänderung am 1. Oktober in Kraft getreten ist.

Das Paar hat vor vier Jahren seine Lebenspartnerschaft eintragen lassen

Warum sie es so eilig hatten? „Wir haben vor vier Jahren unsere Lebenspartnerschaft eintragen lassen. Diese vier Jahre waren für uns wie eine Art Prüfung. Und wir haben festgestellt, dass es die richtige Entscheidung war und ist“, sagt der Ältere der beiden.

Seit dem 1. Oktober sind in Deutschland Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern möglich. Wichtigste Änderung gegenüber der vorher möglichen eingetragenen Lebenspartnerschaft ist das gemeinsame Adoptionsrecht für Kinder.

Mit der Gesetzesänderung sind Neubegründungen eingetragener Lebenspartnerschaften nicht mehr möglich, bereits bestehende bleiben aber erhalten. Diese werden allerdings nicht automatisch in eine Ehe umgewandelt, sondern nur auf Antrag. (lied)

Auch für Standesbeamtin Kerstin Neumann war es Dienstag eine Premiere, wenngleich sie kurz vor zehn noch meinte: „Das ist eine Eheschließung wie jede andere.“ Nicht ganz, wie sie wenig später selber merken wird. Da kommt ihr nämlich zunächst der gewohnte Satz „erkläre ich Sie zu Mann und Frau“ über die Lippen.

Standesbeamtin Kerstin Neumann: „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Mann“

Um dann korrekt zu formulieren „erkläre ich Sie zu Mann und Mann.“ Neumann bekennt: „Ich muss das auch erst lernen.“ Denn die Formalien seien die eine Seite, ihre Umsetzung eine andere. Da gilt für die Standesbeamtin der Sinnspruch, welchen sie den beiden frisch gebackenen Ehemännern mit auf den Weg gibt, gleichermaßen: „Ein einziges Blatt Erfahrung ist mehr wert, als ein Baum guter Ratschläge.“ Aus Litauen soll dieser Spruch kommen, der Verfasser ist unbekannt.

Zu den Erfahrungen der beiden gehört auch, dass es in einer Stadt wie Eisleben nicht leicht ist, als gleichgeschlechtliches Paar sein Leben zu leben. „Unsere Familien und Freunde akzeptieren und respektieren das. Aber ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die damit nicht umgehen können und das auch zum Ausdruck bringen“, sagt der 32-Jährige. Allerdings ohne Verbitterung. Denn das Abstimmungsergebnis im Bundestag spiegele dies ja wider.

Hochzeitsreise der beiden Männer muss noch warten

Und er glaubt auch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel für das Gesetz gestimmt hätte, wäre da nicht der Fraktionszwang gewesen. Freilich habe Merkel mit ihrem Abrücken vom klaren Nein der CDU zur gleichgeschlechtlichen Ehe den Weg erst freigemacht. „Bis zu diesem Tag Ende Juni hätte ich das nicht für möglich gehalten“, sagt der Eisleber.

Mit seinem Partner würde er gern ein Kind adoptieren. „Wir lassen uns aber aus beruflichen Gründen noch Zeit.“ Wenn das vor vier Jahren schon möglich gewesen wäre, hätten sie es damals aber sofort gemacht.

Berufliche Gründe seien es auch, die vorerst eine Hochzeitsreise in die Zukunft rücken lassen. Am Wochenende wird es aber eine Feier geben. Mit Familien, Kaffee, Kuchen, abends einem Gläschen Sekt. Auch dafür gab Standesbeamtin Kerstin Neumann den frisch Vermählten die besten Wünsche mit auf den Lebensweg. (mz)