1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Traum oder Wirklichkeit?

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Traum oder Wirklichkeit?

Von detmar oppenkowski 19.04.2012, 16:23

pouch/MZ. - Die Seenkonkurrenz ist groß. Ob der Landschaftspark Goitzsche in Sachsen-Anhalt, das Leipziger Neuseenland in Sachsen oder das Lausitzer Seenland in Brandenburg - Touristen und Wassersportler haben die Qual der Wahl.

Das weiß auch Lars-Jörn Zimmer (CDU). Als Vorsitzender des Zweckverbandes Bergbaufolgelandschaft Goitzsche ist er daher an einer "touristischen Aufwertung des Standorts" interessiert. Ein Baustein soll dabei die Verbindung zwischen Goitzsche- und Seelhausener See sein. Damit würden nicht nur die Gewässer, sondern auch Sachsen-Anhalt und Sachsen miteinander verbunden werden, denn der Seelhausener See liegt zum Teil auf sächsischer Gemarkung.

Bereits seit 2002 wird dieser Traum geträumt, doch nun liegt endlich eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel "Touristischer Gewässerverbund Landschaftspark Goitzsche - Gewässerverbindung Dreihausen" frisch gedruckt auf dem Tisch. Hierin werden die "technischen Möglichkeiten einer Gewässerverbindung zwischen den beiden Seen untersucht und Entwürfe für die Gestaltung des Landpfeilers erarbeitet". Schlussendlich kommen zwei Varianten in die engere Auswahl.

Da ist zum einen die Bootsschleuse. Hierbei könnte zwischen beiden Seen ein schiffbarer Kanal entstehen. In dessen Mitte soll eine Schleusenkammer gebaut werden. Bis zu sechs Segelboote finden darin Platz. Sie werden von der Goitzsche (75 Meter Normalhöhennull) auf das Niveau des Seelhausener Sees (78 Meter) gehoben. Die Kosten liegen nach ersten Schätzungen zwischen 5,65 und 6, 27 Millionen Euro - je nachdem, wie der Lober-Leine-Kanal, der die Verbindung kreuzt, eingebunden werden kann.

Da ist zum anderen die "Trogvariante". "Man muss sich das wie eine riesige Badewanne vorstellen", sagt Utz Blasczyk vom zuständigen Ingenieurbüro. "Die Wanne taucht in die Goitzsche, dann fahren die Boote hinein und alles wird auf Schienen über das Gelände zum Seelhausener See gezogen. Hier taucht die Wanne erneut ein, so dass die Boote hinausfahren können." Die Kosten hierfür liegen - je nach Variante - zwischen 5, 81 und 7, 7 Millionen.

Viele weitere Entwürfe und Details haben die Leipziger Planer in petto. Um aber einschätzen zu können, ob und wann die Seenverbindung Realität wird, stellt sich die Frage: Kann man so eine kostenintensive Anlage überhaupt wirtschaftlich betreiben? Um dies zu beantworten, muss man wissen, dass die Schleuse - egal welche Variante - 170 Boote pro Tag von A nach B bringen kann.

Dies entspricht also in etwa der derzeitigen Anzahl der Bootsliegeplätze auf der Goitzsche. Folglich müssten also alle Jollen, Katamarane und Yachten einmal pro Tag umgesetzt werden, damit die Schleuse ausgelastet wäre.

Das ist auch der Knackpunkt für Lars-Jörn Zimmer. "Das Projekt steht und fällt mit der Finanzierung beziehungsweise mit der Refinanzierung." Dennoch sehe er Möglichkeiten. "Wir setzen dabei auf die LMBV, Fördermittel und private Investoren." Man dürfe die Schleuse aber nicht losgelöst betrachten. Auch das "touristische Drumherum" - also Parkplätze, Bootsliegeplätze oder die Gastronomie - müsse stimmen. "Damit wird dann Geld verdient." Die Schleuse sei schlussendlich Mittel zum Zweck, um die Goitzsche attraktiver zu machen und Urlauber anzulocken. "Unser Ziel ist, dass die Touristen wiederkommen und länger vor Ort verweilen." Dies schaffe man nicht, wenn man nur einen Schwerpunkt - wie jetzt zwischen dem Pegelturm und der Villa am Bernsteinsee - habe. Da müsse man mehr bieten. Das ist das hehre Ziel. Wann es erreicht wird, kann aber auch Zimmer nicht sagen.