1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Bildung elementar und Streit von Anfang an

EIL

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Bildung elementar und Streit von Anfang an

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 27.10.2011, 18:50

GRÖBZIG/MZ. - Die Debatte, über die die MZ bereits berichtete, erreichte nun den DRK-Kreisvorstand Köthen, die Verwaltung der Stadt Südliches Anhalt und die Landkreisverwaltung. Das DRK ist Träger der Einrichtung. Unterdessen stimmen manche Eltern in dieser Frage mit den Füßen ab und nehmen ihre Kinder aus der Einrichtung heraus. Fünf bis zehn Kinder haben von Gröbzig nach Löbejün gewechselt", hieß es in der jüngsten Ortschaftsratssitzung von Gröbzig.

Im August dieses Jahres hatte die Kita "Pumuckl" ihren Betrieb auf das neue Bildungsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt "Bildung elementar - Bildung von Anfang an" umgestellt. In den Jahren zuvor ist es in verschiedenen Kindereinrichtungen auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld getestet worden. Das Programm räumt den Kindern viel mehr Eigenständigkeit bei der Tagesgestaltung ein. Einzelnen Gruppen gehören Kinder unterschiedlichen Alters an, damit die Jüngeren von den Älteren lernen können.

Etliche Eltern finden die Neuerungen nicht gut. Einer der Kritikpunkte betrifft das so genannte Restaurant. Kinder können dort selbst aussuchen, was sie essen und ob sie überhaupt etwas essen. "Das führt dazu, dass manche von ihnen gar nichts essen", sagte gegenüber der MZ ein Vater, der anonym bleiben wollte. Es gebe nicht genug Aufsichtskräfte, beim Zähne putzen benutzen die Kinder fremde Zahnbürsten. Auch von kleinen Hintern, die nach einem Stuhlgang nicht richtig abgewischt wurden, ist die Rede.

Andere Eltern weisen auf durchaus positive Effekte des neuen Konzeptes hin. "Unsere Kleine kann für ihr Alter schon sehr gut sprechen, weil sie das von den älteren Kindern in der Gruppe lernt", hieß es zum Beispiel.

Die Debatte lässt den Gröbziger Ortsbürgermeister Dirk Honsa nicht kalt. "Wir legen großen Wert auf die Kindereinrichtung", so Honsa. Deshalb wolle man einmal mit allen Beteiligten sprechen, was gut und was schlecht sei. "Zweimal hatten wir dieses Thema bereits auf der Tagesordnung im Ortschaftsrat, dazu hatten wir die Kita-Leiterin und die Geschäftsführerin des DRK Köthen eingeladen", sagt der Ortsbürgermeister. "Beide sind nicht erschienen."

"Die eine Einladung kam erst zwei Tage vor dem Termin, da hatte ich schon andere Verpflichtungen", kontert Jeanette Wecke, Kreisgeschäftsführerin des DRK. "Und die Kita-Leiterin hatte Urlaub. Ich habe aber zum Thema eine Stellungnahme geschrieben und an den Ortschaftsrat geschickt. Außerdem erwarte ich, dass sich der Ortschaftsrat erst einmal zum DRK als Kita-Träger positioniert, bevor ich dort spreche. Immerhin zahlen wir für die Kita eine Menge Geld." Übrigens sei für sie in dieser Frage nicht der Ortschaftsrat, sondern die Stadtverwaltung Südliches Anhalt der Gesprächspartner. An Betreuungskräften habe man in der Kita fünf Prozent mehr, als der so genannte Landesschlüssel vorsehe. Und es seien nur zwei Kinder, die aus der Kita herausgenommen wurden.

Die DRK-Geschäftsführerin findet es - aus welchem Grund auch immer - offensichtlich gar nicht toll, dass die MZ über den Kita-Streit berichtet. Sie gab am Donnerstag keine Fotografier-Erlaubnis im "Pumuckl". "Ich mache von meinem Hausrecht Gebrauch", erklärte sie.

Nach Angaben von Rita Wagner, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Südliches Anhalt, haben bisher fünf Familien ihre Kinder aus Gröbzig nach Löbejün umgemeldet. "Wir haben dem Wahlrecht der Eltern entsprochen", so Rita Wagner. Für die Betreuung der "abtrünnigen" Kinder muss die Stadt Südliches Anhalt nach Löbejün einen Kostenbeteiligungsbetrag überweisen. Wie hoch der ist, teilte die Vize-Bürgermeisterin nicht mit, da die Löbejüner dies nicht öffentlich machen wollen.

Wie von der Landkreisverwaltung am Donnerstag zu erfahren war, plant das Jugendamt ein Gespräch in der Gröbziger Kita. "Das Gespräch ist aber nicht öffentlich", hieß es.