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DFL DFL: Liga-Aufstand gegen Ausländerregel

Von Oliver Hartmann und Jens Mende 22.10.2004, 15:52
Werner Hackmann lacht nach einer Pressekonferenz im Dezember 2003. (Foto: dpa)
Werner Hackmann lacht nach einer Pressekonferenz im Dezember 2003. (Foto: dpa) dpa

Osnabrück/dpa. - Mit einem plötzlichen Aufstand gegen diegeplante Ausländerbegrenzung haben die Bundesliga-Vereine beim DFB-Bundestag den großen Kompromiss mit dem Deutschen Fußball-Bund inFrage gestellt. Nur vier Stunden vor der feierlichen Eröffnung der38. Vollversammlung mit Bundespräsident Horst Köhler verweigerten dieDelegierten der Deutschen Fußball Liga (DFL) ihre Zustimmung zurAusländer-Quotenregelung und brachten damit den von ihrer eigenenSpitze mit dem DFB ausgehandelten Grundlagenvertrag in Gefahr.

Streitpunkt ist der Antrag, wonach künftig in der Bundesligamaximal vier und in der 2. Liga nur noch drei Ausländer aus Nicht-EU-Staaten eingesetzt werden dürfen. «Das war hier nicht durchsetzbar»,berichtete Ligachef Werner Hackmann, der im Profilager in einemVerhandlungsmarathon erst um drei Uhr nachts einen Kompromissgefunden hatte. Der sieht keinerlei Beschränkung für alleeuropäischen Spieler vor. Ab der kommenden Saison sollen in beidenBundesligen maximal vier, ein Jahr später nur noch drei Nicht-Europäer eingesetzt werden dürfen. Momentan dürfen höchstens fünfNicht-Europäer auf dem Spielberichtsbogen stehen.

Beim DFB war man über die dramatische Wende alles andere alserfreut. Noch am Vortag hatte das Präsidium des Verbandes mit DFL-Chef Hackmann und Geschäftsführer Wilfried Straub das Gesamtpaketabgesegnet. Nun mussten beide Seiten zu erneuten Nachverhandlungenzusammenkommen und standen dabei unter enormem Zeitdruck. Denn dieUnterschrift unter den Grundlagenvertrag ist die Voraussetzung dafür,dass es beim Wahlkongress am Samstag nicht zur offenen Machtprobezwischen Profis und Amateuren kommt. «Da hängt sogar die Doppelspitzedran», sagte ein Sitzungsteilnehmer in Bezug auf die geplanteZweifach-Besetzung der DFB-Führung mit Gerhard Mayer-Vorfelder undTheo Zwanziger.

Die jetzt von der Liga angestrebte Lösung ist eine gravierendeAbschwächung gegenüber dem Antrag des DFB, der damit in erster LiniePlatz für seinen Nachwuchs schaffen wollte. «Das kann man so nichtmachen», opponierte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-HeinzRummenigge. Etliche Vereine wären durch eine Beschränkung auf Nicht-EU-Ausländer und damit den Verzicht auf Spieler aus Ländern wieBulgarien, Georgien, der Türkei und den Balkan-Nationen in größteSchwierigkeiten geraten. Derzeit hat beispielsweise Hannover 96einschließlich der so genannten Fußball-Deutschen 13 Nicht-EU-Spielerunter Vertrag, der SC Freiburg 11 und der VfL Wolfsburg 10. Die vonder DFL angestrebte Lösung sieht außerdem einen Bestandsschutz fürbestehende Verträge vor.

Der Zeitpunkt des Liga-Aufstandes unmittelbar vor der geplantenUnterschrift unter den neuen Grundlagenvertrag lässt daraufschließen, dass die DFL-Spitze offenbar die Tragweite der DFB-Initiative nicht überschaut hatte. Bei ihren Spitzengesprächen amMontag hatten Hackmann, Straub und DFL-Vizepräsident WolfgangHolzhäuser keine Einwände gegen eine Nicht-EU-Ausländerbegrenzungerhoben, Hackmann hatte öffentlich die Unterstützung der Initiativedurch die Ligavertreter angekündigt. Doch die spielten nicht mit.