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Schöpfwerk Kapengraben Schöpfwerk Kapengraben: Drei «dicke Dinger» und noch 40 weitere

Von Lothar Gens 27.08.2002, 17:43

Vockerode/MZ. - Man, ist die groß, ist man unwillkürlich geneigt zu sagen, wenn man nur eine von den dreien sieht. Eine von drei holländischen Hochleistungspumpen, die in der Nacht zum Freitag der Vorwoche direkt aus Dresden per Hubschrauber zum Schöpfwerk Kapengraben an der A 9 bei Vockerode eingeflogen worden sind. Seither stehen sie dort zur Verfügung. Mehr noch: Fast die ganze Zeit über liefen sie seither mit voller Kraft, um außer zahlreichen weiteren, aber viel, viel kleineren Pumpen dafür zu sorgen, dass die Autobahn München-Berlin nicht doch noch vom Hochwasser der Elbe überspült wird.

"Wir brauchten hier eben schnell große Pumpenleistung", erklärt Karsten Herzberger vom THW Berlin-Lichtenberg die Lage, die noch vor ein paar Tagen herrschte, weswegen die drei Pumpen mit einer Leistung von je 16 Kubikmeter Wasser pro Minute hermussten. Durch den gebrochenen Damm bei Seegrehna strömte das Elbehochwasser ins Land, staute sich auf der dem Schöpfwerk gegenüberliegenden Seite der Autobahn und drückte über den Kapengraben in Richtung Schöpfwerk. Hier stieg der Wasserpegel so rasant, dass das Schöpfwerk allein, selbst mit der Unterstützung der bereits hier befindlichen leistungsfähigen Pumpentechnik von THW und Feurwehren, hoffnungslos überfordert gewesen ist.

Seit die drei übergroßen Pumpen hier sind und ihr Wasser über groß dimensionierte Stahlrohre hinter das Schöpfwerk ableiten, flutscht es aber. Und zwar so, dass am Dienstag bereits zwei von ihnen zurückgefahren werden konnten und nur noch eine "volle Kanne" lief. Das reichte in diesen Stunden aus, den Wasserpegel am Schöpfwerk stabil zu halten. Aber noch sind hier Pumpen durchaus vonnöten.

"Wir schätzen, dass wir noch bis Donnerstagvormittag Wasser in Größenordnungen umleiten müssen", sagt Karsten Herzberger. Mit etwas verringerter Leistung. Dann werde man wohl einige THW-Pumpen abbauen und nach Oranienbaum schaffen können. Dort soll mit deren Hilfe eine überflutete Straße trockengelegt werden. Am Wochenende könnte dann - wenn sich alles entwickelt wie gewünscht - das gesamte THW-Kontingent abgezogen werden.

Und das ist nicht das einzige vor Ort, wie der technische Einsatzleiter Stephan Jacob aufzählt. Jacob, der ansonsten stellvertretender Abschnittsleiter der freiwilligen Feuerwehr Lindau und Fachberater Feuerwehr im Landkreis Anhalt-Zerbst ist, zeichnet zusammen mit seinem THW-Kollegen Michael Laatzig aus Berlin-Lichtenberg seit Donnerstagvormittag für insgesamt 270 Helfer am Kapengraben verantwortlich.

Sie kommen von den freiwilligen Feuerwehren Deetz, Thießen und Oranienbaum, die THW-Helfer aus dem Saarland, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Sie werden unterstützt von Bundeswehrsoldaten aus Höxta. Deren ABC-Zug sorgt unter anderem dafür, dass die Helfer duschen können und die Technik von möglichen Krankheitserregern befreit wird. Und was das Zusammenspiel aller betrifft, kann Stephan Jacob nur loben: "Von Anfang an hat alles sehr gut geklappt. Hier sind hervorragende Leute im Einsatz."

Seit Freitagnachmittag liegt die volle Pumpenleistung an. Die Regel am Kapengraben sind Zwölf-Stunden-Schichten der Helfer. Damit sie die auch durchstehen, ist eine Versorgung organisiert worden, von der Michael Laatzig sagt: "Speisen und Getränke sind voll in Ordnung." Aber die müssen sich die Helfer schließlich auch hart genug erarbeiten.