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Natur in Sachsen-Anhalt Heidrun und Konrad Klingner: Warum sich ein Ehepaar aus Beelitz in Rettig ein Gartenparadies schafft

Heidrun und Konrad Klingner haben sich in Rettig einen Traum erfüllt. Wie das Ehepaar aus Beelitz zu dem Grundstück gekommen ist und welche Frage beiden oft gestellt wird.

Von Thomas Tominski 11.04.2024, 13:00
Hier sitzen Heidrun und Konrad Klingner gern. Das  Ehepaar  hat sich in Rettig  einen   wunderschönen Garten angelegt.
Hier sitzen Heidrun und Konrad Klingner gern. Das Ehepaar hat sich in Rettig einen wunderschönen Garten angelegt. (Foto: Thomas Tominski)

Rettig/MZ. - „Hier kann ich meine Kreativität voll ausleben“, betont Heidrun Klingner, die im Nebensatz ehrlich zugibt, dass ihr kleines Paradies planlos entstanden ist. Die frühere Mathelehrerin erzählt, dass ihr Mann Konrad das Grundstück in Rettig geerbt hat.

„Ich bin in Kleindröben aufgewachsen und habe später in Leipzig studiert“, berichtet der promovierte Betriebswirt, der sich auf dem 22.000 Quadratmeter großen Areal um den Gemüseanbau kümmert. Der erste Eindruck lässt das Ehepaar aus Beelitz zwar nicht in Jubel ausbrechen, doch andererseits steht mit Verwirklichung längst gehegter Träume der Kurs fest. Das alte Gutshaus – zu DDR-Zeiten haben hier Konsum und Dorf-Bibliothek für Publikumsverkehr gesorgt – hat seine besten Zeiten hinter sich, ringsherum ist viel freie Fläche.

Das etwas versteckte Grundstück  in Rettig ist so  besser  zu finden.
Das etwas versteckte Grundstück in Rettig ist so besser zu finden.
(Foto: Tominski)

Heidrun und Konrad Klingner richten sich einen Teil des Hauses wohnlich ein, um ab Frühjahr „hier auch mal zu übernachten“, ein Umzug von Beelitz nach Rettig kommt nicht in Frage. „Wir leben im Hier und Jetzt. Ob unser Sohn das Grundstück übernimmt, wird sich zeigen“, meint die 70-Jährige, die im 5.000 Quadratmeter großen Garten noch genügend freie Stellen zur Gestaltung findet.

Stetiger Lernprozess

Angefangen habe sie wie erwähnt „ziemlich planlos“. Im Vordergrund steht, ein Stück urbar machen, Pflanzen und Gehölze kaufen, Sichtachsen herstellen. Gärtnern sei ein Lernprozess, sagt sie, wer keine Ahnung hat, mache eben Anfängerfehler. „Früher habe ich die Wurzeln viel zu flach eingesetzt“, plaudert die frühere Lehrerin aus dem Nähkästchen. Inzwischen liefern sich Quantität und Qualität ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wenn sie mit ihrem Mann im Pavillon sitzt, wollen beide die Schönheit der Natur genießen.

Beim Rundgang durch den Park erzählt die 70-Jährige, dass jeder Gegenstand bei ihr Verwendung findet. Egal ob alte Dachziegel, Tische, Pflanzkübel oder Hölzer. Ihr Kopf sei voller Ideen, um daraus etwas Schmuckes entstehen zu lassen. Hobbys sind teuer. Davon kann auch Heidrun Klingner ein Lied singen. Sie rechnet mit den Fingern ein paar größere Posten zusammen – und ist ruckzuck bei einer „guten fünfstelligen Summe“. Wenn es die Zeit erlaubt, malt sie Landschaftsbilder. Die sind dekorativ in der untersten Etage aufgestellt. Sie erzählt von Größenverhältnissen, der Wahl der Farben und dem letzten Schliff. Sie liebt es, im Ruhestand unruhig zu sein. Die 70-Jährige möchte ihre freie Zeit sinnvoll nutzen, auf der Couch die Rentenzeit verbringen, passe nicht in ihre Vorstellungswelt.

Den Elefanten haben sie sich  aus Jessen mitgebracht.
Den Elefanten haben sie sich aus Jessen mitgebracht.
(Foto: Tominski)

Unerwarteter Ansturm

Am Ostermontag sind etwa 100 Besucher durch den offenen Garten geschlendert, haben sich Tipps geholt, die knapp 1.600 Tulpen und 900 Narzissen bestaunt. „Die erste Frage ist immer gewesen, wieviel Arbeit ich investiert habe“, berichtet die Pensionärin. Das Anlegen eines Mini-Parks sei ein Hobby. Zudem halte Bewegung an den frischen Luft den Menschen fit und gesund. „Wir haben vielleicht mit drei Pärchen gerechnet, doch mit diesem Ansturm niemals“, meint die 70-Jährige. Auch wenn die Hausnummer 6a etwas versteckt liegt, im Endeffekt habe jeder den Eingang gefunden.

Aus Steinen und   Scherben  wurde diese Wand gestaltet.
Aus Steinen und Scherben wurde diese Wand gestaltet.
(Foto: Tominski)

„Ein Paar ist sogar mit dem Oldtimer aus Bitterfeld angereist“, ergänzt ihr Mann und zitiert aus Goethes Osterspaziergang: „An Blumen fehlt’s im Revier, sie nimmt geputzte Menschen dafür“. Denn der „Tag der offenen Gärten“ ist eigentlich für den 14. April geplant gewesen. Im März sei die Natur regelrecht explodiert. „Wir hatten Sorge, ohne blühende Blumen dazustehen“, so der 77-Jährige, der im Nachgang die Entscheidung als „völlig richtig“ bezeichnet.

In diesen angelegten Teich passen etwa 150.000 Liter Wasser.
In diesen angelegten Teich passen etwa 150.000 Liter Wasser.
(Foto: Tominski)

Wenn Heidrun Klingner durch ihr kleines Paradies führt, fallen ihr viele Geschichten ein. Sie erzählt vom Anlegen des Teiches mit einem Fassungsvermögen von etwa 150.000 Litern, Verhandlungen mit Handwerkern oder Geschäftsleuten. „Durch den Garten haben wir uns einen großen Bekanntenkreis aufgebaut.“