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Speeddating in Sangerhausen Speeddating in Sangerhausen: Unternehmer und Arbeitssuchende an einen Tisch gebracht

Von Grit Pommer 24.04.2017, 09:24
Marco Schwarz informiert sich beim Speeddating am Tisch des Personaldienstleisters Adecco bei Corinna Müller über Jobmöglichkeiten.
Marco Schwarz informiert sich beim Speeddating am Tisch des Personaldienstleisters Adecco bei Corinna Müller über Jobmöglichkeiten. Grit Pommer

Sangerhausen - Einer neben dem anderen sind die Tische in der Mammuthalle aufgestellt. Hinter jedem sitzt ein Gesprächspartner. Vor jedem steht ein Stuhl bereit. 33 Unternehmen beteiligen sich am Speeddating des Jobcenters. Sie alle suchen Mitarbeiter. Und die 120 Leute, die sich an diesem Morgen mehr oder weniger zielstrebig durch die Halle bewegen, suchen alle einen Job.

Speedating soll Arbeitgeber und potenzielle Angestellte schnell und unkompliziert zusammenbringen

Das Speeddating soll sie schnell und unkompliziert zusammenbringen. Marco Schwarz aus Gerbstedt nutzt die Chance. Der junge Mann im dunklen Hemd ist ausgebildeter Bürokaufmann, hat aber auch schon im Bereich Informatik gearbeitet. Meist im Dienst der Bundeswehr, insgesamt sechseinhalb Jahre lang. Jetzt sucht er wieder eine Arbeit in der Verwaltung. Mit Corinna Müller von der Personaldienstleistungsfirma Adecco kommt er schnell ins Gespräch. Sie sucht heute eigentlich Produktions- und Logistikmitarbeiter, aber vielleicht lässt sich was machen. Die beiden vereinbaren, dass Schwarz seine Bewerbungsunterlagen einreicht.

Was auffällt: Der Anteil der Zeitarbeitsfirmen ist hoch. Doch wer dringend einen Job sucht, der greift auch nach dieser Chance - in der Hoffnung, in eine Festanstellung reinzurutschen. Das Jobcenter hat die 120 Bewerber vor dem Termin für sechs Tage zum Bildungsträger GfM geschickt, um sie vorzubereiten. Zusammen wurde entschieden, bei welchen Firmen sie sich melden könnten. Es entstanden mit Fotos versehene Kurz-Lebensläufe. Vor Michael Lehne liegen einige dieser Lebensläufe auf einem kleinen Stapel. Der Einzelhändler betreibt mehrere Edeka-Märkte in der Region und sucht Verkäuferinnen, meist in Teilzeit. „Ein paar motivierte Leute sind heute schon dabei“, sagt er.

René Brodmann von der Metallbaufirma Kasanit hat eher wenig Hoffnung. Er sucht ausgebildete Metaller, der Fachkräftemarkt ist leer gefegt. Auch unter den 120 Jobsuchenden ist kein Bewerber aus dieser Fachrichtung dabei. Für eine Frau aus Hettstedt läuft es ebenfalls nicht so gut. Sie träumt davon, endlich wieder Arbeit zu finden, hat schon Hunderte Bewerbungen geschrieben. Doch spätestens beim Vorstellungsgespräch kommt ihr großes Handicap zur Sprache: 50 Prozent Schwerbehinderung. Da winken Arbeitgeber gleich ab, sagt sie.

Unternehmen haben mit Fachkräftemangel zu kämpfen

Ricky Probst aus Winkel arbeitet die Liste der Unternehmen auf seinem Zettel ab. Der 26-Jährige sucht Arbeit als Auslieferungsfahrer. Da müsste sich was machen lassen, ist er optimistisch. Sein letzter Job wurde zum Jahreswechsel gekündigt, ein Paketdienstleister hatte ihn nur als Verstärkung fürs Weihnachtsgeschäft angeheuert. Jetzt stellt er sich bei der Post vor, bei einer Lagerfirma, bei Adecco, MDC Power und beim Holzbauzentrum Sangerhausen. Dessen Geschäftsführer Heiko Brodmann kämpft ebenfalls mit dem Fachkräftemangel. Er setzt gern auf Betriebspraktika, denn er weiß: Nicht immer ist der erste Eindruck der entscheidende. „Bei manchem haben wir in 14 Tagen schon ein Wunder erlebt“, erzählt er. Der erste Eindruck sagte: Das wird nie was. Und dann entpuppte sich jemand als patenter Kerl. (mz)