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Peretz unter Druck Israel: Ultrarechter Minister Fari Peretz nach Äußerung über "Homo-Heilung" unter Druck

14.07.2019, 10:49
Israels ohnehin umstrittener Bildungsminister Rafi Peretz ist nach homophoben Äußerungen umso mehr in der Kritik.
Israels ohnehin umstrittener Bildungsminister Rafi Peretz ist nach homophoben Äußerungen umso mehr in der Kritik. Pool Reuters

Tel Aviv - Israels nationalreligiöser Erziehungsminister hat mit Äußerungen über die „Umpolung“ Homosexueller und die Annektierung des Westjordanlands für Empörung gesorgt. Rafi Perez von der Siedlerpartei sagte dem israelischen Fernsehen: „Ich will, dass die israelische Souveränität auf ganz Judäa und Samaria (Westjordanland) ausgeweitet wird.“ Man wolle sich auch um die palästinensischen Einwohner kümmern, „aber sie werden keine politische Entscheidungsfähigkeit haben“, sagte Perez bei dem Interview am Samstagabend. Sie sollten kein Wahlrecht erhalten.

Linksorientierte Oppositionspolitiker warfen Perez vor, er strebe einen Apartheidstaat an. Vor der Parlamentswahl im April hatte der rechtskonservative Regierungschef Benjamin Netanjahu bereits Pläne zur Annektierung israelischer Siedlungsgebiete im Westjordanland bekräftigt. Auch der US-Botschafter David Friedman hatte im vergangenen Monat der „New York Times“ gesagt: „Ich denke, dass Israel unter gewissen Umständen das Recht hat, einen Teil, aber wahrscheinlich nicht alles, vom Westjordanland zu behalten.“

Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern in Planung

In den kommenden Monaten wird mit der Veröffentlichung eines US-Friedensplans zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern gerechnet.

Israel hatte 1967 im Sechstagekrieg unter anderem den Gazastreifen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser wollen diese Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.
Perez, ein orthodoxer Rabbiner, sprach sich ebenfalls für umstrittene Konversionstherapien für Homosexuelle aus.

Kritische Reaktionen aus dem Ministerium

Der offen schwule Justizminister Amir Ochana verurteilte diese Äußerungen bei Twitter: „Ernsthafte psychologische Studien sind sich einig, dass man die sexuelle Ausrichtung nicht ändern kann und dass solche Therapien Jugendlichen Schmerz und Leid zufügen können, bis hin zu Selbstmordgedanken.“

Netanjahu wies die Aussagen seines Ministers umgehend als „inakzeptabel“ zurück. Sie entsprächen nicht der Position seiner Regierung. Er habe mit Peretz darüber am Telefon gesprochen. Dieser habe ihm dabei versichert, dass das israelische Erziehungssystem weiterhin alle Kinder so akzeptieren werden, wie sie seien. Von einer Entlassung des Ministers, der Rabbi ist und dessen Partei bei Siedlern beliebt ist, sprach er nicht.

Konversionstherapien sollen Schwule und Lesben heterosexuell machen

Die sogenannten Konversionstherapien zielen darauf ab, Schwule und Lesben heterosexuell zu machen. Unter Experten herrscht einhellig die Meinung, dass Homosexualität nicht als Krankheit zu gelten hat und eine „Umpolung“ ohnehin gar nicht möglich sei. Vielmehr gibt es in klare Belege für negative psychische Folgen von derartigen Behandlungen.

Diese Auffassung vertritt unter anderem auch das israelische Gesundheitsministerium: Die sogenannten Therapien seien unwissenschaftlich und schädlich für betroffene Menschen. Peretz hatte erst kürzlich mit Äußerungen bei einer Sitzung des israelischen Kabinetts für Empörung gesorgt. Einem Fernsehbericht zufolge bezeichnete er dabei Eheschließungen zwischen Juden und Nicht-Juden, insbesondere in Nordamerika, als „zweiten Holocaust“. (dpa/afp)