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Prozess Yangjie Li  Prozess Yangjie Li : Attest von Sebastian F.s Mutter sorgt für Unverständnis

Von Lisa Garn 25.01.2017, 07:20
Xenia I. auf der Anklagebank
Xenia I. auf der Anklagebank Lutz Sebastian

Dessau - Im Mordprozess Yangjie Li hat die Angeklagte Xenia I. am Dienstag keine weiteren Fragen von Richterin Uda Schmidt beantwortet. Ohne Angabe von Gründen sagte sie, sich nicht zur Tatnacht und den Tagen danach äußern zu wollen. Bereits am Vortag hatten ihre Verteidiger durchblicken lassen, es bei den bisherigen Einlassungen vor Gericht und beim psychiatrischen Gutachten von vergangener Woche zu belassen.

Mordfall Yangjie Li in Dessau: Mutter der Angeklagten sagt aus

In der vergangenen Woche hatte Xenia I. zu den Vorwürfen der gemeinschaftlichen Vergewaltigung und des Mordes an einer chinesischen Studentin ausgesagt. Sie gab zu, Yangjie Li angesprochen und ins Haus gelockt zu haben. Ihr Ex-Freund und der Hauptangeklagte Sebastian F. habe die junge Frau vergewaltigt und später gestanden, sie umgebracht zu haben.

Xenia I. will bei den Vergewaltigungen nur kurzzeitig im Raum gewesen sein. Als die Studentin starb, sei sich nicht dabei gewesen. Welchen Anteil sie an den Taten hatte und was genau sie von den Vorgängen in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai wusste, das ließ sie bisher in Teilen vor Gericht unbeantwortet.

Die Vorsitzende Richterin Uda Schmidt betonte am Dienstag eindringlich: „Es sind noch sehr viele Fragen offen. Wenn wir einschätzen und bewerten sollen, was wirklich passiert ist, ist es sehr wichtig, dass wir Nachfragen stellen können.“ Ob sich Xenia I. noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt äußern will, ist derzeit offen.

Mutter von Xenia I. sagt vor Gericht aus

Am zwölften Prozesstag hatte als einzige Zeugin erneut die Mutter von Xenia I. der Angeklagten vor Gericht ausgesagt. Sie beschrieb die Beziehung zwischen der Tochter und Sebastian F. als schwierig.

Xenia I. soll erzählt haben, dass er ihr im Zusammenhang mit dem Tod der chinesischen Studentin gedroht habe. „Er hat zu ihr gesagt: Wenn sie die Wahrheit sagt, bringt er sie um.“ Wann genau dieses Gespräch stattgefunden haben soll, daran könne sie sich nicht erinnern.

Die Zeugin, selbst fünffache Mutter, besucht ihre Tochter seit Herbst vergangenen Jahres alle zwei Wochen in der Haft. Über die Taten selbst will sie mit Xenia I. nicht gesprochen haben. „Ich will bei diesem Thema nichts wissen. Ich bin mit den Nerven am Ende.“

Ihre Tochter hatte bei einem der Besuche auch über die Trennung von Sebastian F. in der Haft gesprochen. „Sie hat Schluss gemacht und erzählt, dass er auch nichts mehr mit ihr zu tun haben will.“

Xenia I.s Mutter soll Sebastian F. aus der Wohnung geworfen haben

Die Zeugin selbst war mit Sebastian F. offenbar nicht zurecht gekommen. Einmal habe sie ihn wegen eines Streits auch aus der eigenen Wohnung geworfen. „Er weiß alles besser, wollte alles bestimmen“, sagte sie. „Wenn ich ihm das gesagt habe, war er gleich beleidigt oder hat rumgeschrien.“

Sebastian F. habe viel gelogen. Und auch die Tochter? Die Fragen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung zielten am Dienstag auf die Frage, wie glaubwürdig beispielsweise Xenia I.s Angabe ist, von ihrer dritten Schwangerschaft nichts mitbekommen zu haben. „Ich wusste, dass sie schwanger war“, sagte ihre Mutter. „Der Bauch wurde immer dicker. Aber als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie leider nicht die Wahrheit gesagt - wegen dem da“, sagte die Zeugin und guckte in Richtung Sebastian F.

Dessen Mutter wiederum soll auch einen Schwangerschaftstest besorgt haben, der negativ ausgefallen sein soll. Xenia I. brachte ihren Sohn schließlich 2015 bei einer Sturzgeburt im Garten zur Welt. Bis dahin habe sie alle Anzeichen aus Angst ignoriert, hatte sie am Montag angegeben. Der Sohn starb wenige Monate später.

Ermordete chinesische Studentin Yangjie Li in Dessau: Sebastian F.s Mutter nicht vernehmungsfähig?

Xenia I.’s Mutter kümmert sich derzeit um die beiden Kinder der 21-Jährigen. Eines stammt aus einer früheren Beziehung, das andere ist ein gemeinsames Kind mit dem Angeklagten Sebastian F. Wegen der Kinder besteht auch Kontakt zur Mutter des Angeklagten. Sie hole die Enkel in regelmäßigen Abständen ab, erklärte die Zeugin.

Genau das sorgte für Unverständnis bei Nebenklage-Vertretern. Die Mutter, eine Polizeibeamtin in Dessau, war für kommende Woche als Zeugin geladen, ist aber weiterhin nicht vernehmungsfähig. Ein Attest liegt der Richterin vor. Wenn sie kommuniziere und in der Lage ist, Kinder abzuholen, sei eine Krankheit zu bezweifeln, so der Berliner Anwalt Sven Peitzner. Sein Kollege Tilmann Scheffner regte an, dass ein Amtsarzt den Gesundheitszustand überprüfe. „Eine Krankheit ist nicht immer mit Bettlägerigkeit verbunden“, erklärte Richterin Uda Schmidt. „Aber wir werden uns Gedanken machen, wie wir weiter damit verfahren.“

Am kommenden Montag wird der Prozess fortgesetzt. Geladen sind unter anderem zwei Polizisten, die als leitende Ermittler in dem Fall eingesetzt waren. Am Dienstag sollen drei Zeugen aussagen, darunter ein Polizist der Tatortgruppe und eine Bekannte der Angeklagten. (mz)